Stärken stärken – was ist so schwer daran?
Jeder hat Stärken, jedoch kommen viele ins Stocken, wenn sie danach gefragt werden: Vor ihrem geistigen Auge ziehen eher Filmsequenzen vorbei, in denen sie sich schwer taten, und richtig „ackern“ mussten, um weiter zu kommen.
Diejenigen Szenen, in denen sie virtuos, mit Leichtigkeit und Spaß etwas umgesetzt haben, kommen ihnen vielfach nicht den Sinn. Sie sind „abgehakt“ unter dem Aspekt „ist doch normal, war doch kein großes Ding…“. Dass jedoch dieses „normale“ ein deutlicher Hinweis auf Stärken und Talente sein kann, ist ihnen nicht bewusst.
Stärken sind die Quelle für super Leistung und Wohlbefinden
Denn wenn wir die Gelegenheit hätten, mehr von unseren Stärken, Fähigkeiten und Talenten einzusetzen, könnten wir in dieser schnelllebigen Arbeitswelt nicht nur mehr schaffen, sondern auch mit mehr Leichtigkeit und Freude durchs Leben gehen. Deshalb sollten Sie als Führungskraft auf stärkenorientierte Führung setzen, oder mit anderen Worten Stärken stärken. Denn Sie wollen doch Innovation, Eigeninitiative und Selbstorganisation, oder?
Hier sind 5 Praxistipps, um Stärken wie Goldnuggets bei sich selbst und Ihrem Team zutage zu fördern:
1. Fangen Sie bei sich selbst an
Forschen Sie nach Ihren Stärken und machen Sie sich bewusst, welchen Wert sie für sich selbst und andere haben. Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen:
- Was ging mir im letzten Monat leicht von der Hand, beruflich oder privat? Was habe ich dafür „eingesetzt“?
- Was würde ein Freund/ Kollege/ Partner sagen, wo ich in letzter Zeit einen hilfreichen Beitrag geleistet habe? Wodurch genau haben andere dadurch profitiert?
- Was sind Tätigkeiten, die ich immer wieder selbstverständlich und vor allem sehr gerne übernehme und warum?
- Was sind Tätigeiten, bei denen ich Flow erlebt habe?
„Eigenlob stinkt“ könnten Sie jetzt denken. Lassen Sie den Gedanken einfach beiseite, denn die eigenen Fähigkeiten, Talente, Stärken anzuerkennen ist der beste Weg, um sie auch bei anderen zu „sehen“!
2. Interessen oder Hobbys sind wahre Fundgruben
Suchen Sie bei Ihren Mitarbeiter/innen nach den Interessen, die Ihnen bisher verborgen waren: Verreist sie viel in die ganze Welt, könnte das auf interkulturelle Kompetenz hindeuten. Der Coach einer Handballmannschaft hat Führungserfahrung, die er vielleicht noch nicht im Beruf einsetzt. Spielt sie in einer Theatergruppe könnte das bedeuten, dass sie auch gerne Produktpräsentationen auf der nächsten Messe übernimmt, und damit sich selbst und das Produkt auf der Bühne zum Strahlen bringt.
3. Heben Sie hervor, was gut geklappt hat und zieldienlich war
Denken Sie daran, dass ihre Mitarbeiter/innen genauso Mensch sind, wie Sie selbst. Das was leicht geht, haken sie ggf. schnell als selbstverständlich ab. Wenn Sie eine konkrete Rückmeldung geben, wie beeindruckt Sie über die schnelle und unkomplizierte Reparatur des Messgeräts waren, oder wie souverän er in der Kundenpräsentation auf Rückfragen geantwortet hat, stärkt das nicht nur das Selbstbewusstsein sondern ermutigt auch, diese Fähigkeit zukünftig öfter einzusetzen.
4. Herausfordern und anregen
Haben Sie Fähigkeiten oder Talente entdeckt, die ihre Mitarbeiterin bisher noch nicht eingesetzt hat, vertrauen Sie ihr eine Aufgabe an, bei der sie sich mit genau diesen Talenten ausprobieren kann. Achten Sie darauf, dass die Aufgabe zu bewältigen ist, und bieten Sie Unterstützung für den Bedarfsfall an – Sie wollen sich schließlich zum Schluss gemeinsam über den Erfolg freuen.
5. Initiieren Sie Feedback im Kollegenkreis
Warten Sie nicht bis zur nächsten Außentagung oder zum Beurteilungsgespräch – ein kleines Feedback-Ritual, z.B. im Rahmen einer Teamsitzung ist einfach umzusetzen. Dazu vereinbaren Sie eine Feedback-Regel (z.B. „WWW“ Wahrnehmung – Wirkung – Wunsch) und achten auf deren Einhaltung und dass nicht nur kritische Dinge angesprochen werden (siehe 3). Oft sehen die Kolleg/innen einen ganzen Blumenstrauß an Fähigkeiten, weil sie sich untereinander in sehr unterschiedlichen Situationen erleben. So entsteht für alle erlebbar eine prima Landkarte der im Team vorhandenen Stärken. Und mit der gegenseitigen Wertschätzung verstärkt sich das Vertrauen untereinander.