Rauschen statt Freiraum im Kopf?!
Immer mehr Führungskräfte kommen angesichts der gefühlten Geschwindigkeit dieser VUKA-Welt zu mir ins Coaching und berichten über zu wenig Zeit und Überlastung. „Mein Hirn rast nur noch“ oder „ich habe zu wenig Zeit für Familie und Hobbies“ sind noch die harmloseren Feststellungen, die sie treffen. Oft berichten sie auch fast mit einer gewissen Selbstverständlichkeit von Symptomen, die sie seit längerem begleiten: Rückenschmerzen, schlechter Schlaf, Magenbeschwerden. Die Liste ließe sich verlängern…
Und genau deshalb ist es mir ein Anliegen, Sie mit einigen Werkzeuge (und zwar keine Raketenwissenschaft), für mehr Freiraum im Kopf zu inspirieren. Los geht’s…
Bitte nicht stören – in der Ruhe liegt die Kraft
Ich habe in meinem Leben einige „Weisheiten“ auf den Weg bekommen, die ich heute mit Argwohn betrachte. „In der Ruhe liegt die Kraft“ ist jedoch eine, die ich in dieser komplexen Arbeitswelt zunehmend zu schätzen weiß: In diesem Glaubenssatz steckt für mich die Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, und Ruhe im Sinne von Stille zu praktizieren. Und damit beginnt auch Freiraum im Kopf. Doch wie funktioniert es im Angesicht der sowieso schon knappen Zeitressourcen?
Tipp 1: Multitasking ist Gift für den Freiraum im Kopf
Während ich diesen BLOG-Eintrag schreibe, ist mein Mail-Client aus! Warum? Ich praktiziere abschnittweise Monotasking, um nicht über einen meiner vielen Informationskanäle gestört zu werden. Allein durch die konsequente Anwendung des „Tools“ Monotasking kann ich den Fokus auf das Wesentliche halten und gewinne fast automatisch Zeit bei Arbeiten, die viel Konzentration erfordern. Laut Earl Miller, Professor der Neurowissenschaften vom Massachusetts Institute of Technologie reduziert Multitasking unsere Produktivität um bis zu 40%. Übersetzt heißt das z.B., wenn wir uns bei einer 5-Tages-Arbeiswoche täglich nur jeweils eine Stunde auf eine Sache konzentrieren, können wir bis zu zwei Stunden gewinnen oder einfach mehr schaffen. Zeit, die wir nutzen können, mit der Familie zu Abend zu essen, Sport zu treiben oder konzentriert Mitarbeiter-Gespräche zu führen. Das liegt daran, dass die Energie auf die wirklich wesentliche Aufgabe konzentriert wird, statt durch das gedankliche Hin-und herspringen zwischen verschiedenen Tätigkeiten Müll im Hirn zu produzieren.
So organisieren Sie sich Freiraum im Kopf:
- Störungen bewusst aussperren: Geschlossene Tür, Facebook, E-Mail-Client, Telefon aus, wenn Sie konzentriert an einer Sache arbeiten wollen. Geht nicht? Ich behaupte: Doch, wenn die anderen wissen, dass Sie es tun.
- Dinge zu Ende tun, d.h. eine Sache nach der anderen bearbeiten und kleine Pausen zum Luftholen dazwischen einbauen. Hierbei kann auch eine schriftliche Liste von Aufgaben mit Prioritäten helfen.
- Handy aus und in der Tasche lassen, besser sogar in einem separaten Raum deponieren, wenn Sie in wichtigen Gesprächen oder Meetings sind. Schon die Anwesenheit eines Handys auf dem Tisch veranlasst das Hirn ständig zwischen dem eigentlich wichtigen Thema und dem Handy hin- und herzurasen. D.h. die kognitiven Fähigkeiten werden beeinträchtigt, und die Aufmerksamkeit sinkt. Da brauchen Sie noch nicht einmal aktiv etwas mit dem Handy tun. Das stellten Wissenschaftler um Adrian F. Ward der Universität Texas in einer Untersuchung fest. Und Hand auf’s Herz: die SMS „Bin im Meeting“ hat zudem einen gegen Null gehenden Informationsgehalt für den Empfänger.
Pflegen Sie Ihr Hirn durch Monotasking. Es wird es Ihnen danken! Und wenn es doch noch rauscht, dann sollten Sie unbedingt den zweiten Tipp lesen…
Hier geht’s lang zu Tipp 2: Fangen Sie gleich bei sich an – Freiraum braucht Fokus